Luciano Lanza: »Bomben und Geheimnisse - Geschichte des Massakers von der Piazza Fontana«, Edition Nautilus, Hamburg 1999, DM 28,00.

Am 12. Dezember 1969 explodieren mehrere Bomben in Mailand und Rom. Das Attentat in der Mailänder Landwirtschaftsbank an der Piazza Fontana fordert 16 Tote und 90 zum Teil schwer Verletzte. Höhepunkt einer ,Strategie der Spannung', inszeniert von den herrschenden Eliten gegen die demokratischen und sozialen Bewegungen in der außerparlamentarischen Linken Italiens. Mit Hilfe der Medien gelingt es den Drahtziehern der Anschläge - Teile des christdemokratischen Staatsapparates, der Armee, Polizei und des Geheimdienstes zusammen mit faschistischen Kampfgruppen - die Gewalt zunächst anarchistischen Gruppen unterzuschieben. Dies hat für verschiedene Beteiligte - Hintermänner und Sündenböcke - später tödliche Folgen. Der italienische Staat kann die Repressionsschraube wieder anziehen.

Luciano Lanza, damals selbst in der außerparlamentarischen Linken aktiv, beschreibt im Rückblick Ablauf und Hintergründe der Anschläge. Er benennt die wahren Bombenleger und ihre Ziele. Aber leider in einem Stil, der in Deutschland kaum Lesevergnügen hervorrufen dürfte. Denn der Autor jongliert mit Personennamen und Einschätzungen, springt chronologisch ständig hin und her und setzt offenbar ein tieferes Hintergrundwissen über die italienischen Verhältnisse der 60er und 70er Jahre voraus. Dies wäre zu verschmerzen, wenn die deutsche Übersetzung eine gründliche Einführung und ausführliche Anmerkungen liefern würde. Da beides fehlt, bleibt der Eindruck, von einer äußerst spannenden Geschichte nur die Hälfte mitbekommen zu haben. Schade!

C.H.