Logo Geheim 2/1999

Aus der Redaktion

Die Diskussion um die Kontrolle der Geheimdienste findet sich nicht etwa deshalb in dieser Zeitschrift, weil sie von der PDS geführt wird, sondern weil dieses Politikfeld nur noch von dieser Partei und von keiner sonst mehr problematisiert wird, glücklicherweise aber in der ganzen wünschbaren Breite, wie man sieht und weiter sehen wird.

Wie das Thema der Geheimdienste erscheint auch die Diskussion zur Lage der Menschenrechte im Parteienspektrum des Verfassungsbogens defizitär. Der Verfassungsauftrag des Art. 20 GG kommt hochfahrend daher als nur freiheitlicher, nur demokratischer, nur bürgerlicher Rechtsstaat - ohne Blick für die Träger des Sozialstaats. Hochmut kommt vor dem Fall. Wir haben im letzten Heft die proletarische Menschenrechtserklärung von 1917 veröffentlicht. Fortsetzung folgt. Jugoslawien nimmt breiten Raum ein, weil es die Politik in der ganzen Breite fordert - auch und gerade als Propagandakrieg für eine Friedenspolitik.

Wir haben zudem mit Tucho (S. 2) und Hacks (S. 15) zweimal »Heimat« im Heft, nicht weil wir vaterländisch geworden wären, sondern weil uns Hacks auf den Gedanken bringen kann, daß nicht nur der Soldat »der Heimat unverwandt den Rücken zudreht«, sondern auch der Werktätige, wenn er erst elf Monate im Jahr den Ort, wo er lebt und arbeitet, und sich selbst zugrunde richtet, wenn er ihn dann für vier Wochen ganz außer sich fluchtartig verläßt, wie auch der gemeine Linke, wenn er den Ort, wo er lebt, und die Menschen, mit denen er lebt, verwirft zugunsten der romantischen Verklärung des ganz Anderen, statt anders das Eine zum guten Andern zu wenden; weil uns Tucholsky auf den Gedanken bringt, daß es neben seinen guten Gründen, dieses Land zu lieben und zu reklamieren, noch jenen besten Grund geben kann, dieses Land zu lieben und zu beschirmen, daß die Mühen um ein besseres Leben gerade in dieses Land eingehen, womit dieses Land unversehens eine Tradition hat, eine der Mühen um ein besseres Leben, eine demokratische, eine, die das Ganze will, ohne die Unheilslinie.

Von diesem Standpunkt aus zeigte mancherorts die Spitze mancher Koalitionsverträge dann vielleicht auf Straffreiheit für Deserteure der grundgesetz- und völkerrechtswidrig eingesetzten Bundeswehr, statt NATO-kompatibel auf Asyl für Deserteure aus den Armeen der von der NATO überfallenen Länder.

Rüdiger Lötzer, GNN Berlin, langjähriger Mit-Redakteur der Verdienste halber (m.c.), hat die Verantwortung für die rechtzeitige und ordentliche Erstellung der Zeitschrift auf Verlagsseite abgegeben und kümmert sich jetzt ausschließlich um das Layout von Ulla Jelpke, MdB. Wir beneiden sie. Christiane Schneider, GNN Hamburg, hat als Mit-Redakteurin künftiger Verdienste halber (m.f.c.) die Verantwortung für die rechtzeitige und ordentliche Erstellung der Zeitschrift auf Verlagsseite übernommen. Man beneidet uns. Die Verlagsadresse hat sich geändert. Wir bitte um Beachtung. Die Redaktionsadresse ist demgegenüber unverändert geblieben. Wir bitten nichtsdestoweniger um Beachtung.

Ingo Niebel ist zur Redaktion gestoßen, unseren Lesern als Autor wohlbekannt.

Zu Dreien können wir nicht nur wieder im Kreise sitzen. Der Dritte im Kreis gehört zudem der Generation an, die nicht mehr im weltweiten Aufstieg der sozialen und nationalen Befreiungsbewegungen der 60er und frühen 70er Jahre politisch sozialisiert wurde, als tatsächlich (und nicht nur als comedy-Version der Toyota-Werbung) »alles möglich« schien, sondern in der zweiten Hälfte der 80er und den 90ern als Zeit der Niederlage, der rasanten und unaufhaltsamen Mutation realistisch-friedlicher und wohlfahrtsstaatlicher Standards zu neoliberaler und bellizistischer Hegemonie.

Das aber beschreibt gerade die Lebensspanne der Zeitschrift. Es ging in ihr folglich stets um Strategien in der Defensive. Willkommen.

Die (alte) Redaktion


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