Logo Geheim 3/1998

Weiterer Anwerbeversuch in Hamburg

Am Montag, den 27.4.1998, wurde auf dem Schulterblatt ein Mensch aus der Punk-Szene (im folgenden X genannt) von einem seriös wirkenden Mitvierziger angesprochen, ob er Arbeit suchen würde bzw. einen Job brauchen könne. Er würde ihn zu Tchibo einladen, da könne man in Ruhe über sein Angebot sprechen. X nahm das Angebot an. Bei Tchibo suchte er einen alleinstehenden Tisch aus, »um ungestört reden zu können« und eröffnete das Gespräch mit der Bitte, wenn X das Angebot nicht zusagen würde, daß er bitte nicht laut werden solle, sondern man sich auch in Ruhe trennen könne. Dann zeigte er X offensichtlich einen Behördenausweis (grüner Ausweis in Größe eines Persos) und eröffnete sein Angebot: 25,- in der Stunde, bis zu 800,- steuerfrei im Monat zusätzlich zur Sozialhilfe, allerdings ohne Vertrag, würde er für Informationen aus der linken Szene bezahlen. Er könne X vielleicht auch noch weiter unterstützen, ihm eventuell eine Wohnung besorgen. Vor allem im Vorfeld von Aktionen würde er informiert werden wollen. Wenn er das Angebot annehmen würde, würde er eine Liste mit Cafes oder Kneipen bekommen, in denen er sich zu bestimmten Zeiten aufhalten müsse. X sollte sich das überlegen und ihn anrufen oder er würde X erneut ansprechen. Er hat X die TeleNr. 3286-2770 aufgeschrieben, darunter »Wohnungsamt, BA Mitte«, »damit X keinen Ärger bekommt, falls jemand den Zettel bei ihm sieht«. Die Telefonnummer ist eine der Innenbehörde, und laut Behördenverzeichnis steht die TeleNr. 3286-0 sowohl für die Abteilung »Amt für Innere Verwaltung und Planung«, das Einwohnerzentralamt und das Landesamt für Verfassungsschutz.

Aus: »die rote hilfe«, Nr. 3/98


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