Logo Geheim 2/1998

Bücher - Büchertips - Rezensionen

Ulrich Sander, Szenen einer Nähe, Das große RechtsUm bei der Bundeswehr, Pahl-Rugenstein Verlag Nachf., DM 19,90

Der Vortrag des verurteilten Neonazi Roeder vor der Bundeswehrakademie und das Gewaltvideo von Hammelburg sind nur die bekanntesten neonazistischen Vorfälle bei der Bundeswehr, die Spitze des Eisbergs.

Ulrich Sander, Journalist mit dem Arbeitsschwerpunkt Rechtsradikalismus, schildert Einzelfälle aus dem Bundeswehralltag. Allerdings hat er allzuviele Einzelfälle gefunden und sich die Freiheit genommen, hinter diesen Einzelfällen Verbindendes zu analysieren. Er hat die Vorfälle vor allem in den Zusammenhang der Entwicklung der Bundeswehr und der Militärdoktrin der Generalität nach 1989 gestellt. Dabei tritt zutage, wieweit die Bundeswehr inzwischen wieder in die Traditionslinie von Reichswehr und Wehrmacht gestellt wird, nicht allein von rechten Strategen und ihren jugendlichen Anhängern, sondern von den verantwortlichen Generälen und dem Wehrminister. (MO) (Siehe auch Dok. Seite 4!)

Geschichte der NSDAP, Kurt Pätzold/Manfred Weißbecker, Papyrossa Verlag, Köln 1998, DM 68

Kurt Pätzold und Manfred Weißbecker verfolgen mit ihrer umfassenden Gesamtdarstellung der politischen, ideologischen und organisatorischen Entwicklung der NSDAP eine doppelte Fragestellung: zum einen geht es ihnen um die Rolle der Millionen Deutschen, ohne deren Tun und Lassen der Aufstieg der NSDAP-Führer in die Staatsmacht, der Weg in den Holocaust und in den Zweiten Weltkrieg nicht möglich gewesen wären. Zum anderen untersuchen sie die politischen Interessen, die zur faschistischen Diktatur und zu dem Versuch führten, ein in der modernen Geschichte beispielloses faschistisches Weltreich zu erreichten. Dies mündet in die Frage nach dem Verhältnis der deutschen Eliten zu Hitler und zur NSDAP. (PARO)

Stalin - anders betrachtet, Ludo Martens, Verlag epo (Belgien), jetzt in deutscher Sprache erschienen, DM 29,80

Das Buch provoziert und wird Widerspruch herausfordern. Warum? Es beschäftigt sich - anhand von bisher vielfach unbekannten Quellen und Dokumenten - mit einer historischen Figur, die von bürgerlichen Historikern wie aber auch vielen Linken zum Dämon stigmatisiert wurde. Stalin, die einen zerren ihn auf die gleiche Stufe wie Hitler, die anderen machen ihn (und »seine Politik«) mit- oder gar hauptverantwortlich für den Untergang der Sowjetunion und der sozialistischen Länder. Die auf diese Weise vor allem leidenschaftlich und emotionsgeladen, jedoch oft ohne historische Fakten geführten Diskussionen über die Person Stalins, die mit ihm identifizierte Epoche der Entwicklung der UdSSR aber auch der kommunistischen Weltbewegung, verstellen so - gewollt oder ungewollt -. die Suche nach historischen Fakten, sind geprägt von Fehl- oder auch Desinformationen und öffnen so Tür und Tor für jene Totalitarismuskeule, mit der jede Suche nach einer gesellschaftlichen Alternative erschlagen werden soll.

Das Buch ist vollgestopft mit (nachprüfbaren) Quellen, Zitaten und Dokumenten; es läßt keines der »heißen Eisen« (z.B. Kollektivierung der Landwirtschaft, die »Große Säuberung«, die innerparteilichen Auseinandersetzungen, die Rolle Stalins während des Zweiten Weltkrieges etc.) aus und argumentiert anhand des vorherrschenden »Stalin-Bildes«.

Zu bestellen über: KPD (Die Rote Fahne), Postfach 600145, 10251 Berlin, Tel & Fax: 030-9821930 (MO)

Wider den Revisionismus, Aufsätze, Vorträge, Briefe aus sechs Jahrzehnten, Kurt Gossweiler, München, DM 29,80

Kurt Gossweiler ist einer der bekanntesten und renommiertesten Faschismus-Forscher der DDR. Das dies jedoch nicht sein einziges Forschungsgebiet war und ist, belegt dieser aktuelle Sammelband unterschiedlicher Aufsätze aus verschiedenen Epochen. Das Hauptanliegen dieser zusammengestellten Aufsätze ist es, Hintergründe für die erfolgreiche Zerschlagung der sozialistischen Gesellschaftsordnungen in Ost-Europa, insbesondere der Sowjetunion, zu untersuchen. Dabei konzentriert sich Gossweiler insbesondere auf die Analyse jener Prozesse, die die in Ost-Europa regierenden kommunistischen Parteien - seit Chrustschow - schrittweise veränderten und zur Basis für die dann erfolgte Zerschlagung des Sozialismus wurden.

Zu bestellen über: »Verlag zur Förderung der wissenschaftlichen Weltanschauung«, Tulbeckstraße 4, 80337 München, Tel.: 089-54070346 (MO)


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