Logo Geheim 2/1998

Serbien muß sterbien
Aus aktuellem Anlaß zusammengestellt

Eine Werbeagentur in Washington und der Krieg in Bosnien Wie kam es, daß die Serben in dem sich entwickelnden Konflikt als Faschisten angesehen wurden? Diese Charakterisierung wird inzwischen so sehr als Tatsache akzeptiert, daß sie außerhalb jeder Diskussion steht. Dadurch werden die Motive der US-Regierung unanfechtbar und stehen auf der Seite von Gut gegen Böse.

In einem Interview, das Jaques Merlino, der stellvertretende Direktor des französischen Zweiten Fernsehkanals, im April 1993 mit James Harff, dem Direktor von »Ruder Finn Global Public Affairs«, einer Werbeagentur in Washington D.C., führte, erläutert Harff die Rolle der großen Medien bei der Gestaltung von politischen Ereignissen.

Harff war stolz auf seine Dienste für Kroatien, Bosnien-Herzegowina und für die parlamentarische Opposition im Kosovo, einer autonomen Region in Serbien.

Merlino gegenüber beschrieb er eine Liste von mehreren Hundert Journalisten, Politikern, Vertretern humanitärer Organisationen und Akademikern, die er benutzt, um die öffentliche Meinung zu formen. James Harff erklärte: »Schnelligkeit ist entscheidend ( . ) es ist die erste Behauptung, die wirklich zählt. Alle Dementis sind völlig unwirksam.«

Merlino fragte Harff in dem Interview, auf welche seiner public relations Bemühungen er besonders stolz sei. James Harff: »Daß es uns gelang, die jüdische Meinung auf unserer Seite zu haben. Dies war eine sensible Angelegenheit, da es von dieser Sicht aus gefährlich erschien. Präsident Tudjman war in seinem Buch 'Ödland der geschichtlichen Wirklichkeit' sehr leichtsinnig, denn man könnte ihn bei der Lektüre des Antisemitismus bezichtigen. In Bosnien war die Situation nicht besser: Präsident Izetbegovic unterstützt in seinem Buch 'Die islamische Erklärung' sehr stark die Bildung eines fundamentalistischen Staates.

Abgesehen davon war die kroatische und bosnische Vergangenheit sehr stark vom Antisemitismus geprägt. Zehntausende von Juden kamen in den kroatischen Lagern um, alle Gründe sprachen dafür, daß Intellektuelle und jüdische Organisationen den Kroaten und Bosniern gegenüber feindlich eingestellt sind. Die Herausforderung für uns war, daß wir dieses Verhalten ins Gegenteil wenden könnten, und wir meisterten diese Aufgabe mit Bravour.

Anfang Juli 1992 veröffentliche der 'New York Newsday' einen Artikel über serbische Lager. Wir ergriffen sofort diese Gelegenheit. Wir überlisteten drei große jüdische Organisationen - die B'nai B'rith Anti-Defamation League, das American Jewish Committee und den American Jewish Congress. Im August schlugen wir vor, daß diese eine Annonce in der New York Times veröffentlichen und eine Demonstration vor der UNO organisieren.

Das war ein großartiger Coup. Als die jüdischen Organisationen in das Spiel auf Seiten der muslimischen Bosnier eingriffen, konnten wir sofort in der öffentlichen Meinung die Serben mit den Nazis gleichsetzen. Niemand verstand, was in Jugoslawien los war. Die große Mehrheit der Amerikaner überlegte, in welchen afrikanischen Land sich wohl Bosnien befindet.

Mit einem einzigen Schlag konnten wir die einfache Story von den guten und den bösen Jungs präsentieren, die sich fast von alleine weiter spielte. Wir gewannen, indem wir auf die jüdische Meinung setzten. Fast unmittelbar danach benutzten die Medien eine andere Sprache mit sehr emotionsbeladenen Begriffen wie ethnische Säuberung, Konzentrationslager etc., Begriffe, die man mit Bildern aus Nazideutschland und Auschwitz assoziiert. Niemand konnte sich mehr dagegen wenden, ohne des Revisionismus angeklagt zu werden. Wir hatten einhundert Prozent Erfolg .«

Jacques Merlino: »Aber zwischen dem 2. und 5. August, als Sie das veranlaßten, hatten Sie doch keinerlei Beweise für das, was Sie behaupteten. Alles, was Sie hatten, waren zwei Artikel aus 'Newsday'.« James Harff. »Es gehört nicht zu unserer Arbeit, den Wahrheitsgehalt von Informationen zu prüfen. Wir sind dafür gar nicht ausgestattet. Unsere Aufgabe ist es, uns dienliche Informationen schneller zu verbreiten und sie an wohlüberlegte Zielgruppen weiterzuleiten. Wir haben die Existenz der Todeslager in Bosnien nicht überprüft, wir haben einfach in der Öffentlichkeit verbreitet, daß 'Newsday' dies bestätigt ( . ) Wir hatten eine Aufgabe und wir haben sie gemacht. Wir werden nicht bezahlt, um zu moralisieren.« Aus: Bosnia Tragedy, The unknown role of the U.S. government and Pentagon, The »International Action Center«, New York/San Francisco

Resident fordert Kriegssteuer ein

Gelder für die Bewaffnung der albanischen UCK werden großteils in Deutschland eingetrieben

Der in Bonn residierende selbsternannte Ministerpräsident der selbsternannten Republika Kosava, Bujar Bukoshi, hat jeden einzelnen der in Deutschland lebenden Albaner aufgefordert, 1.000 Mark für den »Unabhängigkeitskampf«, das heißt für den Kauf von Waffen, zu spenden. Die Spenden der überwiegend in Mitteleuropa ansässigen Kosovo-Albaner gelangen in der Regel über die albanische Hauptstadt Tirana in den Nordosten Albaniens. Von dem Geld werden Waffen gekauft (.). Die meisten ausgewanderten oder geflohenen Kosovo-Albaner - rund 400.000 - leben in Deutschland, mindestens 100.000 weitere in anderen europäischen Staaten, vor allem in der Schweiz und Skandinavien. Bislang greifen sie der Kosovo-Befreiungsarmee (UCK) noch freiwillig unter die Arme, jedoch hat die Führung der Exil-Albaner bereits angekündigt, daß demnächst eine Art Kriegssteuer erhoben werden solle. Es kehren auch immer mehr Albaner zurück, um sich der Kosovo-Befreiungsarmee (UCK) anzuschließen, die gegen die serbischen Organe und die serbische Zivilbevölkerung einen brutalen ethnischen Säuberungskrieg führt. (...)

Gekürzt aus: »junge welt« (jw), 13./14.6.1998

Kinkel warnt Milosevic

Für ein entschlossenes Vorgehen in der Kosovo-Krise sprach sich Außenminister Kinkel aus. An die Adresse des serbischen Präsidenten gerichtet, sagte er: »Herrn Milosevic muß auf die Finger geklopft werden, wenn es nicht endlich zu einer politischen Lösung kommt.« Der deutsche NATO-General Klaus Naumann erklärte, daß die Allianz für einem möglichen Militäreinsatz im Kosovo bereit sei.« Aus: »express« (Köln), 22.6.1998

»Der SPD-Innenpolitiker Wilfried Penner kann an dieser Entwicklung nichts verwerfliches erkennen. »Die Zeiten der Oberstudienratsmoral und des deutschen Sichwegduckens sind endgültig vorbei«, findet der vormalige Verteidigungs-Staatssekretär unter Kanzler Helmut Schmidt. Deutschland werde »unter der Ägide der USA in die Rolle eines europäischen Polizisten hineinwachsen.« Aus: »Der Spiegel«, 22.6.1998

Rühes Elitetruppe:

Geheime Mission auf dem Balkan

Am Himmel über Albanien und Mazedonien demonstrierten die Kampfflieger der NATO lautstark Entschlossenheit. Am Boden - im Südosten Bosniens - schlug nahezu lautlos die Elitetruppe der Bundeswehr zu. Alles verlief nach Plan: Die Männer des »Kommandos Spezialkräfte« (KSK) stellten den bosnischen Serben Milorad Krnojelak, einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher. (.) Das KSK hatte seine geheime Mission erfüllt. (.) Schwarze Uniform, schwarze Helme und britische Spezialgewehre. Über ein Mikrofon, daß sich bei Lippenbewegung einschaltet, verständigen sich die Männer der Elitetruppe von Verteidigungsminister Volker Rühe. (.) Überwiegend Fallschirmjäger, drei Jahre Ausbildung im Schwarzwaldort Calw. 40 Mann gehören zu der Truppe. 960 sollen es werden. (.) Aus: »express« (Köln), 16.6.98

»Auf der Grundlage dieser Werte verfolgt Deutschland seine legitimen nationalen Interessen. Trotz prinzipieller Übereinstimmung werden sich die deutschen Interessen nicht in jedem Einzelfall mit den Interessen der Verbündeten und anderer Partner decken. Die nationale Interessenlage ist daher auch Ausgangspunkt der Sicherheitspolitik eines souveränen Staates. (.) Dabei läßt sich die deutsche Politik von vitalen Sicherheitsinteressen leiten: (.) (8) Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt (.). Krisenmanagement wird als künftige Schwerpunktaufgabe an Stelle der bisherigen Ausrichtung auf die Abwehr einer großangelegten Aggression treten. (.) Die Eignung der Streitkräfte zu Kriseneinsatz muß auf breiter Grundlage verbessert werden. (.)« Aus: »Verteidigungspolitische Richtlinien« des Bundesminisieriums der Verteidigung, BRD, Bonn 1992

Zusammengestellt von Michael Opperskalski.


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