Seit Jahrzehnten ist Hamburg eine internationale Drehscheibe für Rüstungsproduktion und Waffenhandel. Mehr als 100 Firmen sind im Hamburger Raum (Stadt plus Randgebiete in SchleswigHolstein und Niedersachsen) darin verwickelt. Über deren Aktivitäten berichtet ein neues Buch des Historikers Hans Walden. Detailliert, wie noch nie, wird das Ausmaß der militärischen Geschäfte in und um Hamburg beschrieben. Die ersten 150 Seiten widmen sich ausführlich Geschäften und Geschichte der Blohm + Voss-Werft. Mit gleichem Seitenumfang schließt sich ein in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragenes Firmenregister (Zeitraum 1980- 97) an. Wer möchte kann anhand des Buches sich auf eine Art Streifzug durch die Rüstungsfirmen wagen.Unterwegs in tödlicher Mission erhalten Sie fast alles, was das Rüstungsherz begehrt: Kabinendach-Absprenganlagen, LandminenÜbungssysteme, Minenfeldschuhe, Spezialkameras für Militärflugzeuge, Anlagen für Trocknung und Verarbeitung von Sprengstoffen, Torpedos oder ein komplettes Kriegsschiff in Modulbauweise. Das Buch sei den LeserInnen --auch außerhalb Hamburgs - ans Herz gelegt. Hans Walden: »Wie geschmiert - Rüstungsproduktion und Waffenhandel im Raum Hamburg. Ein Schwarzbuch.« KOMZI-Verlag (Idstein 1997), DM 29,80. Kann auch bei Hartmut Ring, Gellertstr. 29, 22301 Hamburg, Tel./Fax 2792353 bestellt werden. Dort ist zusätzlich eine Diskette mit den Ergebnissen der Recherche in Form einer Datenbank zum Preis von DM 30,erhältlich. (W.H.)

Weitere Bücher:

Die unsichtbare Front - Der Krieg der Geheimdienste im geteilten Berlin;

Bailey/Kondraschow/Murphy; Propyläen 1997; DM 58,-. David Murphy (CIA) und Sergej Kondraschow (KGB) waren während der heißen Phase im Kalten Krieg in Berlin als leitende Geheimagenten tätig. Zusammen mit George Bailey (Leiter von Radio Liberty) versuchen sie, die damaligen Ereignisse anhand ihrer Erinnerungen und mit Hilfe von Dokumenten zu rekonstruieren. Kurzweilige Lektüre, ein Stück Zeitgeschichte aus der Sicht ehemaliger Agenten beschrieben. Der Preis ist allerdings happig und der Nutzwert für aktuelle Einsichten gleich Null. Wenn der Weihnachtsmann noch ein wenig Geld übrig gelassen hat

Der Agent und sein Minister

Mauss und Schmidbauer in geheimer Mission; Gomez und Schumacher, Elefanten Press 1997; DM 29,90. Mit bisher unveröffentlichten Dokumenten und Analysen zeichnet das kolumbianisch-deutsche Autorenteam die Affäre Mauss/ Schmidbauer nach. Deutlich wird dabei, wie eng die Beziehungen des deutschen »Superagenten« und »008« waren. Während jahrelang Gerichte und Untersuchungsausschüsse Mauss gerne als Zeugen in diversen dubiosen Angelegenheiten vorgeladen hätten, ging der in Bonn ein und aus, betrieb mit Schmidbauer Geheimdiplomatie und verschaffte sich selbst und der kolumbianischen »Entführungsindustrie« neue Einnahmequellen. Mit dem Mauss-Engagement in Kolumbien begann die dortige »Entführungsindustrie« erst richtig zu boomen. Das Buch lüftet einen weiteren Teil des Schleiers um das jahrzehntelange »Phantom« Werner Mauss und richtet einen Scheinwerfer auf seine Hintermänner.

Staatsaffäre

Hinter den Kulissen der Geheimdienste; Dietl, DVA 1997; DM 39,80. Auch Focus-Redakteur Wilhelm Dietl beschäftigt sich mit Entführungen, Geheimdiplomatie, Mauss und mit Schmidbauer. 1987 sorgte die Entführung mehrerer deutscher Staatsangehöriger im Libanon durch die Hisbollah für Aufsehen. Bis zur Freilassung der Geiseln fünf Jahre später, entwickelte sich eine rege Geheimdiplomatie zwischen Bonn, Beirut, Damaskus und Teheran. Und wieder einmal wurde auch »Superagent« Mauss zur Lösung der Probleme eingeschaltet. Das Buch ist spannend zu lesen, da Dietl mit zahlreichen an der Affäre Beteiligten sprechen konnte. Interessant sind die Querverbindungen, z.B. die Rolle des BND. Optische Auflockerung bieten die zahlreichen Fotos von beteiligten Personen.

GLADIO

Die geheime Terrororganisation der NATO; Mecklenburg (Hg.), Elefanten Press 1997; DM 24,90. Das Buch bietet auf 144 Seiten einen gerafften Überblick zum Thema und ist als Zusammenfassung von bisher verstreut veröffentlichtem Material interessant. Leider fehlen neue Erkenntnisse und es wird auch nicht das gesamte bisher bekannte Gladio-Netz abgedeckt. So fehlen z.B. Kapitel zu den Gladio Strukturen in Belgien oder Spanien. Für einen Einblick oder um Wissen aufzufrischen ist das Buch aber gut geeignet.

Soldat im geheimen Auftrag

Israels führender Antiterror Spezialist berichtet über seine spektakulärsten Einsätze; Betser und Rosenberg, Hoffmann und Campe 1996; DM 39,80. Der Titel sagt fast schon alles. Ein »Held« im Kampf gegen den »Terrorismus« berichtet über seine Sicht der Dinge. Hier sind 007-Missionen nicht Fiktion, sondern Realität. Was verwundert: ein Insider aus dem in solchen Dingen sonst so verschwiegenen Israel veröffentlicht ein Buch über seine Arbeit. Eine Arbeit, deren Erfolg doch angeblich von ihrem Schattendasein genährt wird. Wir dürfen also davon ausgehen, daß hier nicht alles und manches geschönt veröffentlicht wurde. Interessant ist das Buch für einen Quervergleich mit den Schilderungen der Bücher von Viktor Ostrovsky und des Mossad-Buches von Black und Morris. (C.H.)

Waldemar Markwardt: »Erlebter BND. Kritisches Plädoyer eines Insiders«, Anita Tykve Verlag, Berlin 1996 Waldemar Markwardt war von 1952 bis 1985 beim BND bzw. der Organisation Gehlen tätig. Nach seiner Ansicht ist der BND harmlos wie das Patentamt. Das negative Image des Dienstes beruht auf der falschen Darstellung der Sensations- und Regenbogenpresse, die sich sogar noch vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR beeinflussen ließen. Auf 430 Seiten finden sich kaum Informationen, dafür lange Abhandlungen über das richtige Anwerben von Agenten. Ebenso braucht der Autor auch etliche Seiten, um deutlich zu machen, daß der BND nichts gemein hat mit dem Geheimdienst im »roten Faschismus« (gemeint ist die DDR). (...) Der BND hat gegen den Autoren ein Disziplinarverfahren eingeleitet («Spiegel«, Nr. 31, 28.7.97, S. 18), was bei dem nichtssagenden Inhalt verwundert (jedoch vom Verlag bestätigt wird). (...) (gekürzt aus: »offensiv«, März 1998)